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Bericht aus Bern

Will der Bundesrat ein drittes Geschlecht?

Seit 2018 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, als Geschlecht – neben «männlich» oder «weiblich» – als dritte Möglichkeit «divers» zu wählen. Ursprünglich war die Idee, dass das dritte Geschlecht nur Leuten zusteht, bei welchen das Geschlecht nicht eindeutig bestimmbar ist. Das Bundesverfassungsgericht hat aber entschieden, dass darüber hinaus auch subjektive Faktoren eine Rolle spielen sollen. Neben Deutschland wird ein drittes Geschlecht z.B. auch in Österreich, Spanien oder Indien akzeptiert. Kommt das dritte Geschlecht auch in der Schweiz?

In der Schweiz gibt es ab dem 1. Januar 2022 die Möglichkeit, sein Geschlecht auf dem Zivilstandsamt formlos zu ändern; medizinische Nachweise und eine gerichtliche Feststellung braucht es dafür nicht mehr. Oder anders gesagt: Jede Frau kann nun beschliessen ein Mann zu sein und umgekehrt. Anders als in Deutschland gibt es aber nur die Kategorien «männlich» oder «weiblich», die Eintragung eines dritten Geschlechts ist nicht möglich.

Damit ist das Thema in der Schweiz aber nicht vom Tisch. Bereits im September 2018 wurde im Nationalrat ein Postulat von Nationalrätin Sibel Arslan (Grüne/BS) klar an den Bundesrat überwiesen, das die Schaffung eines dritten Geschlechts fordert. Auch der Bundesrat hatte sich im Vorfeld der Abstimmung für das Postulat ausgesprochen und wird sich in seinem in Kürze erwarteten Bericht zum Thema äussern und allenfalls eine Gesetzesänderung vorschlagen. Es ist also abzusehen, dass das Parlament relativ zeitnah darüber abstimmen wird, ob ein drittes Geschlecht auch in der Schweiz eingeführt werden soll.

Tatsächlich gibt es Personen, welche medizinisch keinem Geschlecht eindeutig zuzuordnen sind. In der Schweiz sind das etwa dreissig Kinder pro Jahr – weniger als ein Tausendstel der Neugeborenen! Durch die in der Schweiz seit anfangs Jahr geltende Regelung (ein jederzeitiger formloser Geschlechtertausch vom Mann zur Frau und umgekehrt) und neu die angedachte Einführung eines dritten Geschlechts würde aber das Chaos perfekt und dem Missbrauch Tor und Tür geöffnet: Jede Person kann dann für sich entscheiden, ob sie «männlich», «weiblich» oder «divers» ist. Und das gewählte Geschlecht kann auch immer wieder geändert werden: Ein Mann der nicht ins Militär möchte, wird mit 18 zur Frau, später «divers» und fühlt sich kurz vor der Pension (wegen des früheren Eintritts des Pensionsalters) wieder weiblich. Wem soll ein solches Chaos nützen… Zudem wird eine unwissenschaftliche, völlig falsche Realität vermittelt, was insbesondere bei der Entwicklung von Kindern alles andere als eine identitätsstiftende Wirkung hat.

An dieser Stelle, sehr geschätzte Leserinnen und Leser ist es an mir, mich von Ihnen zu verabschieden. Seit der 20. Ausgabe der Schutzpost durfte ich Ihnen aus Bern berichten. Das hat mir sehr viel Freude bereitet und es war mir ein grosses Anliegen für die Unversehrtheit unserer Kinder einzustehen. Bis November 2019 war ich selber Mitglied des Nationalrats und konnte deshalb «live» aus Bern berichten. In Absprache mit dem Vorstand des Vereins Schutzinitiative habe ich das auch sehr gerne danach noch getan. Nun ist es aber Zeit, die Verfassung des Berichts wieder einer Person zu überlassen, die «einen direkten Draht» nach Bern hat: Meine sehr geschätzte frühere Parlamentskollegin Frau Nationalrätin Verena Herzog, die ebenfalls Mitglied des Vorstands des Vereins Schutzinitiative und in dieser Sache sehr engagiert ist.

Sebastian Frehner,
eh. Nationalrat, Riehen (BS)