Smartphones und Social Media – eine Gefahr für unsere Kinder?

Andreas Gafner
Nationalrat / BE

Zu Beginn dieser Frühlingssession ging ich wie üblich vom Bahnhof in Bern zu Fuss zum Bundeshaus, wo die eidgenössischen Räte tagen. An einer Bushaltestellte bot sich mir ein mittlerweile gewohntes Bild: Kinder, die auf der Bank sitzen und auf den Bus warten. Den Kopf gesenkt und die Augen auf die Smartphones fixiert.

Als Kinder und Jugendliche hatten wir uns damals über alles Mögliche unterhalten, die strengen Lehrer, den neusten Modetrend oder den Schulschatz. Alles, was in dem Alter halt so angesagt ist. Doch heute reden die jungen Leute nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, sondern starren stattdessen fortwährend auf einen rechteckigen Bildschirm. Wahrscheinlich chatten die Jugendlichen auch dann noch über ihre Smartphones, wenn sie nebeneinander sitzen…

Sie verbringen immer mehr Stunden auf Social Media, was zu immer weniger sozialer Interaktion im echten Leben führt. Ist die Frühdigitalisierung eine Gefahr für unsere Kinder? Eine Frage, die ich mir schon öfter gestellt habe, und die mittlerweile auch von Fachleuten bestätigt wird, wie etwa dem deutschen Hirnforscher Manfred Spitzer, gemäss dem das Smartphone unsere Kinder «krank, dumm und süchtig» macht.

Doch welche Gefahren bestehen konkret? Ein grosses Thema ist Cybermobbing, also das Belästigen, Beleidigen, Diffamieren und Einschüchtern durch Gleichaltrige auf Social Media und in Messengern, wie WhatsApp, Telegram und andere mehr. Kinder und Jugendliche können leicht Opfer von Cybermobbing werden, was ernsthafte Auswirkungen auf ihr psychisches Wohlbefinden haben kann.

Viele Kinder und Jugendliche wissen zu wenig über Datenschutz. So teilen sie leichtfertig online persönliche Informationen und Bilder, die schnell in die falschen Hände geraten können.

Eine grosse Gefahr stellt auch die ständige Verfügbarkeit von Smartphones dar, was zu einer Sucht nach digitalen Inhalten führen kann: Schlafstörungen, verminderte Konzentration in der Schule und soziale Isolation sind die Folgen.

Die Studie «Adele+» aus dem Jahr 2020 des schweizerischen Gesundheitsobservatoriums kam zu folgenden Schlüssen: Je mehr Zeit Vorschulkinder täglich vor einem Bildschirm verbringen, umso häufiger leiden sie unter Schlafstörungen. Gemäss den Autoren ist guter und ausreichender Schlaf wichtig für die Entwicklung eines Kindes. Längere Bildschirmzeiten sind zudem vermehrt mit Übergewicht oder Fettleibigkeit verbunden, so die Studie weiter.

Doch nicht nur die physische Gesundheit ist in Gefahr: Der Druck, in sozialen Medien perfekt auszusehen oder bestimmten Standards zu entsprechen, kann zu einem negativen Selbstbild und einem erhöhten Risiko für psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen und Angstzustände bei Kindern und Jugendlichen führen.

In Bundesbern scheint das Thema Frühdigitalisierung bis auf wenige Vorstösse noch nicht wirklich angekommen zu sein. Hoffnung macht jedoch ein Bericht des Bundesrates1 vom vergangenen Oktober. Gemäss diesem wird das Bundesamt für Gesundheit im Rahmen der Überarbeitung des Massnahmenplanes 2025-2028 zur Stärkung der Nationalen Strategie Sucht die Folgen der Frühdigitalisierung thematisieren. Wir dürfen gespannt sein, denn zentral und prioritär sind, gemäss Fachleuten, letztlich die Aufklärung und die Information der Eltern über diese Gefahren.

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Andreas Gafner, Nationalrat / BE

1 Bericht: «Stärkung der Nationalen Strategie Sucht durch den Einbezug der Cyberabhängigkeit»